Einführung: Anonymisierung und Pseudonymisierung
In der Sozial- und Kulturanthropologie werden in der Regel personenbezogenePersonenbezogene Daten sind: 'alle Informationen, die sich auf eine identifizierte oder identifizierbare natürliche Person (betroffene Person) beziehen; als identifizierbar wird eine natürliche Person angesehen, die direkt oder indirekt, insbesondere mittels Zuordnung zu einer Kennung wie einem Namen, zu einer Kennnummer, zu Standortdaten, zu einer Online-Kennung oder zu einem oder mehreren besonderen Merkmalen, die Ausdruck der physischen, physiologischen, genetischen, psychischen, wirtschaftlichen, kulturellen oder sozialen Identität dieser Person sind, identifiziert werden kann;...' (EU-DSGVO Artikel 4 Nr. 1, 2016; BDSG §46 Abs. 1, 2018; BlnDSG §31, 2020). Weiterlesen und sensible DatenEinen eigenen Teilbereich innerhalb der personenbezogenen Daten bilden die sog. besonderen Kategorien personenbezogener Daten. Ihre Definition geht auf den EU-DSGVO Artikel 9 Abs. 1, 2016 zurück, der besagt, dass es sich hierbei um Angaben über Weiterlesen erhoben, die im Sinne der europäischen Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) geschützt werden müssen. Durch Anonymisierung oder Pseudonymisierung werden Daten von Personenbezügen befreit, was ihre Weiterverarbeitung für eine Publikation sowie ArchivierungArchivierung meint das Aufbewahren und Zugänglichmachen von Forschungsdaten und -materialien. Das Ziel der Archivierung ist es, den Zugang zu Forschungsdaten über einen längeren Zeitraum hinweg zu ermöglichen. So können zum einen archivierte Forschungsdaten durch Dritte für eigene Forschungsfragen als Sekundärdaten nachgenutzt werden. Zum anderen bleiben Forschungsverläufe so nachprüfbar und nachvollziehbar. Daneben gibt es auch die Langzeitarchivierung (LZA), welche die langfristige Nutzbarkeit über einen nicht definierten Zeitraum hinweg sicherstellen soll. Die LZA zielt auf Erhalt der Authentizität, Integrität, Zugänglichkeit und Verständlichkeit von Daten ab. Weiterlesen und NachnutzungEine Nachnutzung, oftmals auch Sekundärnutzung genannt, befragt bereits erhobene und veröffentlichte Forschungsdatensätze erneut mit dem Ziel, andere Erkenntnisse, möglicherweise aus einer neuen oder unterschiedlichen Perspektive, zu erhalten. Die Aufbereitung von Forschungsdaten für eine Nachnutzung erfordert einen erheblich höheren Anonymisierungs-, Aufbereitungs- und Dokumentationsaufwand als die bloße Archivierung im Sinne von Datenspeicherung. Weiterlesen erst rechtmäßig macht, wenn die Einwilligung der betroffenen Personen eine nicht-anonymisierte Verarbeitung und Weitergabe personenbezogener Daten nicht ausdrücklich erlaubt.
Für Sozial- und Kulturanthropolog*innen führen die rechtlichen Erfordernisse der Datenschutzgrundverordnung (vgl. Artikel Datenschutz) einerseits sowie die Wahrung von Präzision, Authentizität und Forschungsfreiheit andererseits oft zu einem Dilemma, denn mit dem Verfremden von personenbezogenen Identifikatoren gehen unter Umständen auch bedeutende Informationen verloren, die für die Nutzbarkeit im Projekt und darüber hinaus wesentlich sind. So lassen sich z. B. je nach Forschungsfrage Faktoren wie Geschlecht, Lebensalter, soziale Position, Beruf, religiöse oder politische Zugehörigkeit etc. nicht ersetzen, ohne dass dies zu einer Verfremdung relevanter sozialer Zusammenhänge führt. Dieses Spannungsverhältnis zwischen einer dichten und transparenten Darlegung der Forschungsabläufe und -erkenntnisse sowie der sozialen und persönlichen Positioniertheit des/der jeweiligen Ethnograf*in im Feld bei dem gleichzeitig notwendigen Schutz der Teilnehmenden und ihrer Persönlichkeitsrechte erfordert forschungskontextuelle und situationsbezogene Lösungen.
Das Anonymisierungskonzept des Forschungsdatenzentrums QualiserviceDas Forschungsdatenzentrum Qualiservice stellt qualitative sozialwissenschaftliche Daten für die wissenschaftliche Nachnutzung zur Verfügung. Vom Rat für Sozial- und Wirtschaftswissenschaften (RatSWD) 2019 akkreditiert, basiert es auf dessen Qualitätssicherungskriterien. Neben der (Nach-)Nutzung von Daten gibt es für Forschende die Möglichkeit, ihre Forschungsdaten zu teilen und zu organisieren. Dabei steht das Team von Qualiservice beratend zur Seite. Qualiservice bekennt sich zu den DFG-Richtlinien zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis und berücksichtigt darüber hinaus die FAIR Guiding Principles for Scientific Data Management and Stewardship sowie die OECD Principles and Guidelines for Access to Research Data from Public FundingMehr Informationen unter: https://www.qualiservice.org/de/. Weiterlesen ersetzt etwa sensible Informationen durch sozialwissenschaftlich relevante Informationen, um Betroffene zu schützen und gleichzeitig den wissenschaftlichen Analyse- und Nachnutzungswert möglichst hoch zu halten. So werden z. B. konkrete Ortsnamen nicht zu Stadt A oder B, sondern zu Wohnort A oder zu Großstadt in Süddeutschland. Entsprechende Strategien der Abstraktion sollten an die feld- und materialspezifischen Anforderungen und Bedingungen individuell angepasst werden.