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Anwendungsbeispiele: Daten in der ethnografischen Forschung

Beispiel 1: Handschriftliche Feldaufzeichnung von Martin Rössler, 1990

  • Für die Befragten transparente, nachvollziehbare Aufzeichnungsstrategie
  • In Lokalsprache – den Sprachgewohnheiten entsprechend – ein Gemisch aus Indonesisch und Makassarisch
  • Verwendung der lokalen Idiome war nötig, um Feldassistenten bei solchen Erhebungen einsetzen zu können.

Beispiel 2: Standardisierter Fragebogen „Women’s Questionnaire“ von Maren Jordan, 2016/17

  • Zur Erstellung und Konzeption des Fragebogens waren mehrere Monate Feldforschung erforderlich, um die im lokalen Kontext relevanten Fragedimensionen aufzudecken.
  • Verhaltenskodizes, lokale Begriffe, indirekte Ausdrucksformen und kulturelle Besonderheiten bezüglich der intimen Themen (Heirat/Ehe, Schwangerschaft und Geburt etc.) mussten erst erkannt, erlernt und verstanden werden.
  • Für das Erfragen dieser Inhalte war eine Vertrauensebene zwischen Forscherin und Teilnehmenden wichtig, die erst aufgebaut werden musste.

Beispiel 3: Kinderzeichnungen aus Süd-Sulawesi/Indonesien, 1991

Im Rahmen ihrer Untersuchungen kindlicher Lebenswelten im Hochland von Süd-Sulawesi/Indonesien bat Birgitt Röttger-Rössler Kinder zwischen 7 und 11 Jahren zu zeichnen, was für ihr Leben wichtig ist.


Beispiel 4: Fotografische Dokumentation von Forschungsaufenthalten in Mexiko und Tansania

Der Medienanthropologe Thomas John hat im Rahmen seiner Forschungen (2014-2017) die Filmproduktionen indigener Filmemacher*innen in Chiapas/ Mexiko teilnehmend-beobachtend begleitet – von den Dreharbeiten über die Schnittprozesse bis hin zu den Filmvorführungen – und diese Schritte seinerseits filmisch, fotografisch und schriftlich dokumentiert.
In seiner Analyse verschränkt er die von den lokalen Filmemacher*innen erzeugten audio-visuellen Daten mit seinen eigenen multi-medialen Aufzeichnungen über ihre Medienpraktiken.

Der Medizinethnologe Dominik Mattes hat von 2008 bis 2011 zu „Antiretroviraler Therapie in Tansania“ (gefördert von der Fritz-Thyssen-Stiftung) geforscht (Mattes, 2019). Im Rahmen seiner Feldforschung spielte die tägliche Durchsicht von Zeitungen eine wichtige Rolle, um eventuelle Veränderungen des öffentlichen Diskurses über HIV im Kontext der immer breiter verfügbaren biomedizinischen Behandlungsmöglichkeiten der Infektion nachzuvollziehen.
Dominik Mattes hat die gesammelten Zeitungsausschnitte anschließend inhaltlich kategorisiert und ausgewertet und die Materialien somit in Forschungsdaten transformiert.


Literatur

  • John, T. (2020). Never Silent Sights. De(colonial) Affect in a Social Environment of Racialisation. In Anthrovision VANEASA Online Journal, Vol. 7.2 Special Issue: Epistemic Disobedience. Transcultural and Collaborative Filmmaking as a Decolonial Option (Walter, F. & Albrecht, J. Eds.). http://journals.openedition.org/anthrovision/5821

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