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AufgabeÜbung 3

Übung 3

Jürgen Schaflechner berichtete in seinem Interview, das Sie hier bei Bedarf noch einmal anhören können, von der Diskrepanz inszenierter Darstellungen im Netz und dem, was vor Ort vorgefunden wurde. Hören Sie dazu auch diesen Ausschnitt des Interviews, in dem er diese Diskrepanz an einem Beispiel erläutert.

Beispiel 2: Auszug aus einem Interview mit Jürgen Schaflechner zu seinen Forschungen im Umfeld muslimischer Akteur*innen in Pakistan, 2023

als Audio

Quelle: Auszug 2 aus einem Interview von Röttger-Rössler mit Schaflechner zu Forschungen in Pakistan, 2023, lizenziert unter CC BY-NC-ND 4.0

als Transkript


Jürgen Schaflechner: Ich versuche das mit einem Beispiel etwas klarer zu machen, ohne hier auch aufgrund von Datenschutz, zu sehr ins Detail zu gehen: Es gab einen Fall von einer Frau, die vermeintlich zum Islam zwangskonvertiert wurde, deren Video im Netz viral wurde in bestimmten Bereichen. Es war sehr herzzerreißend das Video zusehen, indem sie weinte, und die Eltern angerufen hatte, sie doch zu befreien und sie nachhause zu holen. Ich hatte diese Frau und ihre Familie besucht mehrmals und konnte dann über Monate und Monate dann auch sehen, wie dieses Video entstanden ist und hatte … in einem Moment auch die Chance, das ganze Video zu gucken. Und wenn man das ganze Video sieht, dessen Ausschnitt auf Twitter so viral war, sieht man, wie 10, 12, 14-jährige Jungen dort mit dem Telefon, das einzige Telefon, das dort … Smartphone, … das die Familie hatte, dort raufkraxeln aufn Dach, das gegenüber ist von der Stelle, wo diese Frau eben dann aufgenommen wurde und ihr Anweisungen geben, ganz klare Anweisungen, ganz kluge Anweisungen geben.. „Sag nochmal, sag ‚n bisschen lauter, jetzt hier und nochmal.“ Und dieses ganze Video zeigt dann sozusagen, das muss natürlich hier anonymisiert werden, aber zeigt dann, wie die Gemeinschaft ganz klug hier dieses Video in Szene gesetzt hat, also wie es hier wirklich darum geht, Dinge in Szene zu setzen, um eben diese Dinge viral zu machen.

Wie verhält sich die virtuelle Darstellung zum Making-of des Videos?  

Das Video, das in den sozialen Medien viral ging, zeigt eine Frau, die weint und ihre Eltern anfleht, sie zu befreien. Was nicht auf dem Video zu sehen ist, sind die sie filmenden Jugendlichen, die ihr sehr genaue Anweisungen erteilen, was sie wie sagen und tun soll. Es handelt sich also nicht um die Handyzeugenschaft einer realen Szene, sondern um eine gezielte Inszenierung.