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GlossareintragZensuserhebung

Zensuserhebung

Der Begriff Zensus (lat. census) bezeichnet Volkszählungen, d. h. Totalerfassungen der Bevölkerung eines Staates. Schon vor 2000 Jahren wurden im römischen Reich alle fünf Jahre derartige Zählungen durchgeführt, mit dem Ziel, Aufschluss über die Bevölkerungsstruktur und Vermögensverhältnisse zu bekommen. Im Jahr 2022 hat die Bundesrepublik einen registergestützten (d. h. auf Meldedaten basierenden) Zensus durchgeführt, der mit einer Stichprobenbefragung sowie einer Gebäude- und Wohnungszählung kombiniert wurde.

In der Sozial- und Kulturanthropologie bildet der sogenannte Ethnografische Zensus (EZ) eine Standardmethode, mittels derer Ethnograf*innen systematisch Grundinformationen zu einer bestimmten Bevölkerungsgruppe erheben. Ein EZ zielt niemals auf eine Totalerhebung ab, sondern konzentriert sich in Relation zur Fragestellung auf kleinere Einheiten (z. B. die Bevölkerung eines Dorfes, Stadtteils, einer Region o. ä.). Bei den erhobenen Informationen handelt es sich einerseits um demografische Daten (Fertilität, Mortalität und Migration) und andererseits um soziale und wirtschaftliche Basisinformationen (z. B. zu ökonomischen Tätigkeiten, Besitzverhältnissen, religiöser Zugehörigkeit etc.). Basis des EZ sind standardisierte Erhebungsbögen, die entweder verteilt oder im unmittelbaren Kontakt durch den/die Ethnograf*in ausgefüllt werden, wobei die Befragten stets anonymisiert werden.

Literatur und Quellenangaben

  • Pauli, J. (2020). Ethnographischer Zensus. In Beer, B. & König, Anika (Hrsg). Methoden ethnologischer Feldforschung. Ethnologische Paperbacks. (3rd ed.). Berlin: Reimer, 139-158