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LerneinheitDatenmanagementplan

Motivation

Wie bei anderen Themen des Forschungsdatenmanagements herrscht auch beim Umgang mit Datenmanagementplänen eine Diskrepanz zwischen allgemein wissenschaftspolitischen Anforderungen und der eigentlichen Umsetzung innerhalb der ethnografisch arbeitenden Fächer, denn hier haben Datenmanagementpläne noch nicht den praktischen Forschungsalltag erreicht. In einer Umfrage des Fachinformationsdienstes Sozial- und KulturanthropologieDer Fachinformationsdienst Sozial- und Kulturanthropologie (FID-SKA) stellt den Mitgliedern der Deutschen Gesellschaft für Empirische Kulturwissenschaft und der Deutschen Gesellschaft für Sozial- und Kulturanthropologie sowie – in begrenztem Maße – anderen interessierten Forschenden ausgewählte Ressourcen für die Forschung im Online-Zugriff zur Verfügung. Weiterlesen zum Umgang mit Forschungsdaten in der Sozial- und Kulturanthropologie haben nur 10 Prozent der Befragten angegeben, im aktuellen Projekt mit einem Datenmanagementplan zu arbeiten. Rund 30 Prozent wussten nicht, ob es innerhalb ihres Forschungsprojektes einen solchen Plan gibt, bzw. was ein Datenmanagementplan überhaupt ist (Imeri, 2017).

Dennoch kann ein DMP die Arbeit an einem Forschungsprojekt unterstützen. Er verschafft den Forschenden Klarheit und die Möglichkeit zur Reflexion während der Generierung von Forschungsdaten.

Mehrwert von Datenmanagementplänen: Ein DMP…

  • dient zur Sicherung der guten wissenschaftlichen PraxisDie gute wissenschaftliche Praxis (GWP) bildet einen standardisierten Kodex, der als Regelwerk in den Leitlinien der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) verankert ist. Die Leitlinien verweisen auf die ethische Verpflichtung jedes/jeder Forschenden, verantwortungsvoll, ehrlich und respektvoll vorzugehen, auch um das allgemeine Vertrauen in Forschung und Wissenschaft zu stärken. Sie können als Orientierung im Rahmen wissenschaftlicher Arbeitsprozesse geltend gemacht werden. Weiterlesen (u. a. Transparenz und Nachvollziehbarkeit).
  • erleichtert die Projektplanung und insbesondere auch die Budgetierung des Forschungsdatenmanagements.
  • hilft dabei, Daten und Material für einen späteren Zeitpunkt und ggf. auch für andere Wissenschaftler*innen interpretierbar und (nach-)nutzbarEine Nachnutzung, oftmals auch Sekundärnutzung genannt, befragt bereits erhobene und veröffentlichte Forschungsdatensätze erneut mit dem Ziel, andere Erkenntnisse, möglicherweise aus einer neuen oder unterschiedlichen Perspektive, zu erhalten. Die Aufbereitung von Forschungsdaten für eine Nachnutzung erfordert einen erheblich höheren Anonymisierungs-, Aufbereitungs- und Dokumentationsaufwand als die bloße Archivierung im Sinne von Datenspeicherung. Weiterlesen zu machen.
  • schafft Kontinuität innerhalb des Projektes, auch bei einem Personalwechsel.
  • erfordert eine detaillierte Reflexion des eigenen Umgangs mit Daten und Material.
  • dient dazu, den Erwartungen und Anforderungen der FörderinstitutionenFörderinstitutionen sind all jene Einrichtungen, die wissenschaftliche Forschung finanziell fördern, also Stiftungen, Vereine oder andere Organisationen. Die meisten dieser Einrichtungen im internationalen Raum haben dabei Richtlinien für das Forschungsdatenmanagement (FDM) von Forschungsprojekten eingeführt, d. h. eine mögliche finanzielle Förderung ist an Bedingungen und Forderungen zum Umgang mit Forschungsdaten geknüpft. Zu den bekanntesten Förderinstitutionen im deutschsprachigen Raum gehören das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) selbst, die Bildungs- und Wissenschaftsministerien der Bundesländer, die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), die Volkswagenstiftung oder der Österreichische Wissenschaftsfonds (FWF) sowie der Schweizer Nationalfonds (SNF). Weiterlesen gerecht zu werden.

Bereits im Rahmen einer Bachelor- oder Masterarbeit bietet es sich an, die Leitfragen eines DMP durchzuspielen, den eigenen Umgang mit Daten zu reflektieren und schriftlich festzuhalten, wo welche Daten wie abgelegt werden u. a.. So kann sichergestellt werden, dass zu einem späteren Zeitpunkt z. B. beim Verfassen einer Dissertation zu einem ähnlichen Thema auf das eigene Material aus der Masterarbeit zurückgegriffen werden kann. In diesem Sinne dient ein DMP der projektinternen bzw. eigenen Nutzbarkeit von Forschungsdaten – d. h. dem Projekt, in dessen Kontext sie entstanden sind. Es geht also zunächst einmal darum sicherzustellen, dass Forschungsdaten während und auch nach Ende des Projektes auffindbar bleiben, nicht verloren gehen oder beschädigt werden.

Für die Vergabe von Mitteln aus bestimmten Förderlinien erwarten mittlerweile viele Drittmittelgeber (DFG, FWF, SNF, Horizon Europe, Volkswagenstiftung) im Förderantrag auch Angaben zum Umgang mit den Forschungsdaten. In diesem Zusammenhang wird zunehmend die Entwicklung und Umsetzung von Datenmanagementplänen gefordert.
Hier sind einige Beispiele aufgelistet, mehr Informationen gibt es unter den Vorgaben der Förderinstitutionen in Bezug auf Forschungsdatenmanagement im Überblick (Forschungdaten.info, 2023i).

FörderinstitutionAnforderung an den Datenmanagementplan (Stand: 08/2023)
Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)Es wird ein Verwertungsplan bzw. Angaben zur Verwertung der Forschungsergebnisse erwartet (abhängig von spezifischer Förderrichtlinie).
Deutsche Forschungsgemein-schaft (DFG)Es besteht keine Verpflichtung einen DMP zu erstellen; Angaben im Antrag zum Umgang mit Forschungsdaten sind jedoch verpflichtend.
Schweizerischer Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (SNF)Die meisten Förderinstrumente verlangen Datenmanagementpläne. Bereits beim Antrag muss ein Entwurf vorliegen, spätestens bei Projektabschluss dann ein endgültiger Plan. Der Datenmanagementplan hat keinen Einfluss auf die Projektevaluation.
FWF Der Wissenschaftsfonds (Österreich)Ein Datenmanagementplan muss zusammen mit dem FWF-Fördervertrag für ein genehmigtes Projekt eingereicht werden. Die endgültige Fassung muss mit dem Endbericht dem FWF zugesandt werden.
Horizon Europe / Horizont EuropaEin Datenmanagementplan ist erforderlich.