Diskussion
Offene Fragen:
- Wie viele sozialwissenschaftlich bedeutsame Informationen gehen durch Verfremdungsstrategien verloren und inwiefern können fiktionalisierte und verfremdete Daten noch sinnvoll nachgenutzt werden?
- Lässt sich immer schon vorausschauend entscheiden, welche Informationen sich in Zukunft als risikobehaftet für Forschungsteilnehmende erweisen? „Wir wissen nicht, ob man in zwanzig Jahren die Anonymisierungsstrategien jetzt zurückrechnen kann und […] was für Informationen aus meinem Feld möglicherweise später politisch nutzbar gemacht werden können“ (Behrends et al., 2022, p. 8).
- Anonymität kann in vielen Fällen nicht gewährleistet werden, denn oft kann „die Gesamtstruktur persönlicher Angaben selbst, d. h. ihr individuell spezifischer Zusammenhang z. B. im Rahmen der Rekonstruktion einer individuellen Biografie trotz Anonymisierung der Detailinformationen zumindest theoretisch eine Re-Identifikation ermöglichen“ (Kretzer, 2013, p. 3). Wie kann damit umgegangen werden?
- Auch muss bedacht werden, dass durch behördlich erteilte und archivierte Forschungsgenehmigungen die Identität sowie die Forschungsorte von Ethnograf*innen rekonstruiert werden können. Wie sicher sind dann Pseudonymisierungsstrategien?
- Die fortschreitende Digitalisierung macht es zusehends schwieriger, Anonymität herzustellen und erfordert ein sorgfältiges Abwägen der verwendeten Aufzeichnungsstrategien im Feld (vgl. Interview mit M. Kramer; Shklovski & Vertesi, 2013; Bachmann et al., 2017). Sind sichere Formen der Anonymisierung und Pseudonymisierung in digital vernetzten Welten noch erreichbar?